Liebe Insektenfreundinnen und -freunde,
der Lockdown liegt schon länger hinter uns, der Sommer neigt sich dem Ende zu, und ich hoffe, Ihr habt die letzten Monate gut überstanden und seid gesund geblieben. Inzwischen haben wir alle uns wohl halbwegs mit der Corona-Pandemie arrangiert und wohl oder übel gelernt, damit klarzukommen. Somit können auch wir über neue Aktivitäten nachdenken und Pläne schmieden.
Zunächst eine freudige Nachricht: Wir werden als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet! Die UN-Dekade Biologische Vielfalt, die mit diesem Jahr endet, hat 2019/2020 das Schwerpunktthema Insekten (https://www.undekade-biologischevielfalt.de/un-dekade/schwerpunktthemen/schwerpunkthema2019-2020/). Wie für uns gemacht! Anfang des Jahres hatten wir uns um die Auszeichnung beworben, und vor einigen Wochen erhielten wir dann die frohe Kunde: Es hat geklappt!
Am Sonnabend, dem 3. Oktober 2020, laden wir ab 14:00 Uhr zu einer kleinen Feierstunde auf dem Sportplatz in Binnen ein. Neben der Auszeichnungszeremonie möchten wir die bisher durchgeführten sowie geplanten Aktivitäten unseres Projekts (wir haben einiges vor!) vorstellen und natürlich wieder darüber informieren, wie jede und jeder die Insekten im Speziellen und die biologische Vielfalt im Allgemeinen schützen und fördern kann.
Wir freuen uns sehr, wenn Ihr vorbeischaut! Unsere Veranstaltung wird im Freien stattfinden, also stattet Euch ggf. wetterfest aus. Es gelten die aktuellen Regelungen anlässlich der Corona-Pandemie.
Ging es Euch auch so? Diesen Sommer ist mir aufgefallen, dass viele inzwischen „anders mähen“. Das galt für Straßenränder ebenso wie für viele Privatgärten. Es freut mich immer, wenn ich sehe, dass Wegwarte, Wilde Möhre, Margerite, Weißer Taubenkropf, Nachtkerze und Co. die Chance bekommen, durchzublühen, Insekten als Nahrungsquelle zu dienen und sich dann auch noch auszusamen. Apropos: Jetzt kribbelt es so manchen vielleicht doch in den Fingern, Verblühtes und Verwelkendes abzumähen. Bleibt ganz stark und lasst bitte zumindest einen Teil stehen! So sorgt Ihr nicht nur dafür, dass sich die Pflanzen aussamen können, sondern erhaltet auch wichtige Schlupfwinkel (hohle Stängel, Staudenhorste, leere Samenhülsen), in denen Insekten bzw. ihre Larven den Winter überdauern können. Am besten mäht man Flächen oder Ecken mit solchen Pflanzenbeständen (wenn überhaupt) erst, wenn es im Frühling wieder warm wird. damit die Insekten ihren Lebenszyklus vollenden können. Haltet also durch!
Im Moment blüht nicht allzu viel, und aufgrund der großen Wärme und Trockenheit haben nach meinem Eindruck ohnehin viele Blütenpflanzen früher „eingepackt“. Aktuell halten Spätblüher wie Fette Henne, Rainfarn, Blutweiderich und Co. die Fahne hoch; im Garten blühen auch manche Pflanzen zum zweiten Mal oder einfach immer noch, bei uns z. B. Minzen und die eine oder andere Färberkamille. Mit folgenden Pflanzen können wir (zumindest für die nächste Saison) das späte Blühbuffet im Garten reicher decken: Fette Henne, Astern, Alant (gibt’s im Frühjahr wieder auf der Pflanzentauschbörse!), Sonnenblumen, Katzenminze und Minzen, Dost, Rainfarn (warum nicht als prächtige gelbe Wildstaude in den Garten holen?), Roter Sonnenhut, Sonnenbraut, Blutweiderich etc., nicht zu vergessen die unscheinbaren, aber unermüdlichen Blüher im Gras bzw. Rasen (wenn er nicht zu kurz gemäht wird), wie Gänseblümchen, Horn- und Weißklee, Schafgarbe & Co. Eine ganz kostbare späte Bienenweide ist übrigens (alter) Efeu! Achtet mal darauf – es ist zwar leicht zu übersehen, aber nicht zu überhören, wenn er blüht. Mehr Infos zu Blütenpflanzen unter http://www.sjb-binnen.de/insekten-projekt/wissenswertes/nuetzliche-nahrungspflanzen/ (am Ende der Liste zum Download die von Erk Dallmeyer erarbeitete Datei mit wertvollen Tipps und Infos). Bitte achtet beim Kauf von Zierpflanzen auf möglichst ungefüllte Sorten. Faustregel: Wer im Garten- oder Baumarkt von Hummeln und Bienen umschwärmt ist, wird es bei Euch im Garten auch sein …
Zum Schluss noch zwei Buchtipps. Diese beiden preiswerten Bände scheinen mir sehr empfehlenswert, besonders wenn man mit Kindern die Vielfalt der Arten erkennen und erleben will:
Bärbel Oftring: Bei dir summt’s wohl! Lerne mich kennen und tu was für mich. Stuttgart: Franckh-Kosmos, 2020. 15 €. Mit aussagekräftigen Fotos und kurzen Texten werden zahlreiche Insektenarten und ihre Lebensweise (z. B. Nahrungspflanzen) vorgestellt. Einige Tipps für mehr Insekten im Garten runden das Ganze ab.
Ralf Worm: Die Wiesenfibel: Blumen und Gräser nach Farben erkennen. Wiebelsheim: Quelle & Meyer, 5. Auflage 2020.9,95 €. Reichhaltige Bestimmungshilfe für Wiesenpflanzen (Blühpflanzen und Gräser) mit zahlreichen detaillierten Fotos; dazu Gesamtaspekte charakteristischer Wiesenformen (die wir hier natürlich kaum noch kennen …) und weiterführende Informationen. Das alles zu einem sensationellen Preis!
Bitte kauft Bücher bei unseren Buchhandlungen vor Ort.
Mit insektenfreundlichen Grüßen
Jorunn Wissmann
P.S.: Am Sonntag ist der Tag des offenen Denkmals. Mein persönlicher Tipp: Das „Mini-Museumsdorf“ des Vereins RAUZWI – lebendige Archäologie Mittelweser (https://www.rauzwi.de/index.php/startseite.html) beim altsächsischen Gräberfeld nahe Liebenau (an der L350/Steyerberger Straße). Toll, was da in den letzten Jahren auf die Beine gestellt wurde!